Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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(Foto von der Feldpostleitstelle 547 der 6. Armee in Awdejewski Jan 1943 - Stau der Feldpost für die im Kessel eingeschlossene 6. Armee. Quelle: Archiv für Deutsche Postgeschichte. Heft 1 - 1971: "Die deutsche Feldpost im Zweiten Weltkrieg" außerdem im Internet auf der Seite feldpost.mzv.net/Fp-Amter/fp-amter.html)

Funktionsweise der deutschen Feldpost 1939 bis 1945

von Katrin Kilian

Die Deutsche Reichspost richtet mit Kriegsbeginn den Feldpostdienst ein. Sie muss die zum normalen Postaufkommen zusätzlich anfallende Post der Soldaten bearbeiten. Auch ein Fernmeldedienst wird der Armee umgehend bereitgestellt, der zunächst aus einer ständigen Dienstbereitschaft besteht. Im gesamten Fernsprechverkehr hat der Sprechverkehr der Wehrmacht Vorrang. Die Deutsche Reichspost arbeitet eng mit den Nachrichtentruppen von Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine zusammen.

Posttechnisch ist die Feldpost der zivilen Reichspost unterstellt. Aus militärischer Sicht gehört sie wie zum Beispiel der Sanitätsdienst zu den Versorgungstruppen. Sie ist im Gegensatz zu vorangegangenen Kriegen ein Teil der Armee. Der Feldpostbeförderung wird absolute Vordringlichkeit eingeräumt, denn "verzögerte Nachrichtenfeldpost, namentlich von Familienangehörigen," könnte dem Soldaten "Sorgen bereiten und ihm seine Pflichterfüllung erschweren". (Anweisung für die Bearbeitung der Feldpostsendungen im Bereich der Deutschen Reichspost. Nur für den Dienstgebrauch. Berlin, 1940, S. 11)

Ursprünglich ist der Kreis der Feldpost-Berechtigten auf die Angehörigen der Wehrmacht beschränkt (Heer, Luftwaffe, Marine). Er wird während des Krieges ausgedehnt auf Polizei, Operation Todt, Waffen-SS, Reichsarbeitsdienst und den Zollgrenzschutz beim jeweiligen Einsatz an der Front oder den besetzten Gebieten.

Feldpostsendungen werden bis zu einem bestimmten Gewicht (250g) gebührenfrei befördert. Briefe dürfen von den Soldaten nicht mit ins Feld genommen werden. Sie könnten, fallen sie dem Gegner in die Hände, Aufschluss über die Verfassung der Truppe oder andere militärisch relevante Anhaltspunkte etwa auf die Versorgungslage oder Truppenbewegungen geben. Aus diesem Grund ist es in der Armee auch verboten, Tagebuch zu führen. Briefe werden daher gefangen genommenen oder gefallenen Soldaten abgenommen. Bis heute liegen noch Tausende von Feldpostbriefen deutscher Soldaten in russischen Archiven.

Aufgaben

Aufgabe der Feldpost ist es, militärdienstliche und private Sendungen von und an Wehrmachtsangehörige zu befördern sowie Transportmittel (etwa zum Transport von Verwundeten oder kriegswichtigen Einrichtungen wie Nachschubgüter, Nachrichtentechnik) bereitzustellen. Die militärischen Aufgaben umfassen die Gewährung der Abwehrprüfung (durch Zensur) als auch die Erstellung von Stimmungsbildern der Truppe und Zivilbevölkerung durch Auswertung der Briefinhalte (durch die Zensurbehörden). Die Feldpost hat keine taktischen Aufgaben.

Von allen kriegführenden Staaten wird die Möglichkeit der Soldaten, die Verbindung mit den Angehörigen in der Heimat aufrechtzuerhalten, hinsichtlich der psychologische Unterstützung und der Hebung der Kampfmoral der Truppen als höchst bedeutungsvoll angesehen. "Die Aufrechterhaltung einer schnellen und sicheren Postverbindung zwischen Truppe und Heimat ist eine der Voraussetzungen für die Erhaltung der Stimmung und Schlagkraft der Truppe", heißt es in der Anweisung für die Bearbeitung der Feldpostsendungen im Bereich der Deutschen Reichspost von 1940.

Über die Feldpost werden auch Postscheckamt-Aufgaben und Geldsendungen bearbeitet. Der Geldverkehr unterliegt jedoch Einschränkungen (bis 1.000 RM, im Verlauf des Krieges weniger), um einen Ausverkauf der besetzten Gebiete zu vermeiden. Einschreibe- und Wertsendungen sind vor allem parteiamtlichen Dienststellen und militärischen Kommandobehörden vorbehalten. Sendungen per Eilboten sind nur in Richtung Front möglich.

Laufzeiten

Ab Herbst 1944 müssen im Rahmen des militärischen Rückzugs immer mehr Postämter geräumt oder sogar gesprengt werden, so dass die Post seit dem Winter 1944/45 selbst den eingeschränkten Postverkehr in Rückzugsgebieten kaum noch oder nur mit langen Laufzeiten (2 bis 4 Wochen ab Winter 1944) aufrechterhalten kann. Diese langen Beförderungszeiten hängen auch mit dem Ausfall von Eisenbahnstrecken für die Postbeförderung zusammen. Ferner ist Kraftstoff für Flugzeuge und Transportfahrzeuge knapp.

Der "Blitzkrieg" erfordert auch von der Feldpost eine erhebliche Beweglichkeit. Sie folgt der Stationierung der Feldpostumschlagstellen, denn sie muss dem schnellen Vormarsch der Truppen nacheilen und wird in kürzeren Zeitabständen immer wieder verlegt. Die Standorte werden nach verfügbaren Kraftfahrzeug-Transportwegen zwischen den Versorgungseinheiten und der Truppe gewählt. Die Feldpost wird meistens zusammen mit anderen Nachschubeinheiten wie Munition, Kleidung, Verpflegung an Verkehrsknotenpunkten stationiert. Die Einlieferung und die Abholung der Feldpost übernehmen die Wehrmachtseinheiten. Jede Einheit verfügt über einen Postabholer, der mit den Feldpost-Vorschriften vertraut ist und sich bei Einlieferung und Abholung auszuweisen hat. Liegt die Einheit zeitweise im Reichsgebiet oder in besetzten Gebieten, in dem die Deutsche Dienstpost besteht, können die Feldpostsendungen auch bei einem zivilen Postamt eingeliefert oder abgeholt werden.

Die Feldpostämter müssen ein hohes Maß an Mobilität aufweisen, weil sie sich nicht nur den Truppenverschiebungen anpassen müssen, sondern oft auch in verschiedenen Operationsgebieten eingesetzt werden. Im Mittelmeerraum werden zum Beispiel Feldpostämter eingesetzt, die aus anderen Operationsgebieten abgezogen werden, beispielsweise das Feldpostamt 173 der 73. Infanterie-Division, das vermutlich bereits in Polen, mit Sicherheit aber im Westen tätig war und der Division folgt: Es wird vom Saargebiet über Luxemburg und Belgien nach Verdun, Bar le Duc, Charleville, Vessoul bis Besancon, dann nach Mühlhausen (Elsass) verlegt. Am 27.2.41 wird es von dort nach Piatra Olt bei Craiova (Rumänien) verladen, dann folgt ein Landmarsch nach Bukarest, das es am 3.3. erreicht. Am 17.3. rückt es nach Plowdiw ab, am 2.4. wird es an die jugoslawische Grenze verlegt. Am 9.4. zieht es nach Carevo Selo, am 11.4. nach Stip, am 13.4. nach Veles, am 15.4. nach schweren englischen Luftangriffen nach Prilep, am 17.4. nach Bitolj, am 18.4. nach Kastoria, am 25.4. nach Kozani. Ab dem 10.5.41 wird es zurück nach Norden verlegt: Bitolj (13.5.), Pilep (14.5.), Skopje (21.5.), Veles (9.6.), Vranje (16.6.) und Nisch (20.6.) Nach dem Überfall auf die Sowjetunion bricht das Feldpostamt 173 in die Sowjetunion auf und zieht bis zum Kaukasus.

Die Heerespost (Sendungen innerhalb der Truppen) wird von der Heimatpost getrennt bearbeitet. Zuständig für die Organisation der Beförderung von Heerespost sind die Armeefeldpostmeister. Da sich Unterstellungsverhältnisse der Heeres- und Armeetruppen laufend ändern und sie nicht immer einem Feldpostamt zugeteilt werden können, gestaltet sich die Feldpostversorgung dieser Truppen besonders schwierig.

Die Post, die von der Heimat in Richtung Armee verschickt wird, wird von Postsammelstellen im Bereich der Reichspost auf die Feldpostämter verteilt und über die zuständigen Postleitpunkte weitergeleitet. Erst hier werden sie in den Gewahrsam der Feldpost übernommen und über Feldpostleitstellen an die Feldpostämter verteilt.

Die Beförderung der Post von der Armee in die Heimat unterliegt der permanenten Improvisation, sie muss von Fall zu Fall geregelt werden. Im Allgemeinen wird die eingelieferte Post sofort bearbeitet. Es werden Ortsbunde und Ortsbeutel gebildet, die nach größeren Städten sortiert sind. Diese werden an Knotenämter geleitet.

Feldpostsendungen müssen gegen Einblick oder Zugriff Dritter, gegen militärische Ausspähung und gegen die Gefahr des Diebstahls geschützt werden. Nachts werden Wachen aufgestellt, die Transporte sind durch Wachpersonal gesichert. Insbesondere Pakete und Päckchen müssen vor Plünderung bewahrt werden. Gerade zu Zeiten von Versorgungsengpässen kommt es immer wieder zur Plünderung von Feldpostpäckchen, in denen größtenteils Lebensmittel oder Gebrauchswaren enthalten sind.

Die Laufzeiten der Feldpost sind im Verhältnis zur Zivilpost langwieriger, so dass die Soldaten auch die Zivilpost benutzen, sofern sie in der Nähe eines Postamtes, beispielsweise in einer Stadt oder Ortschaft, stationiert sind. Das ist aus Sicht der Abwehr aber unbedingt zu verhindern, damit die Einhaltung der abwehrtechnischen Verschlüsselungen (zum Beispiel der Gebrauch von Feldpostnummern) kontrolliert und der Zugriff durch die Zensurbehörden gewährt bleibt. Daher ist die Feldpost bemüht, die Post möglichst schnell zu befördern. Die Beförderungszeiten variieren je nach Kriegsschauplatz und Transportbedingungen. So beträgt etwa die Laufzeiten der Feldpost im Jahre 1942:

für die nördliche Ostfront

5 - 9 Tage

für die mittlere Ostfront

8 - 10 Tage

für die südliche Ostfront

12 - 16 Tage

nach Dänemark

3 - 4 Tage

nach Norwegen

6 - 7 Tage

nach Finnland

9 - 10 Tage

in die besetzten Westgebiete (u.a. Frankreich)

3 - 5 Tage

nach Italien

4 - 5 Tage

nach Libyen (Panzerarmee Afrika)

6 - 14 Tage

nach Tunis

8 - 10 Tage

nach Serbien u. Griechenland:

5 - 6 Tage

Die Päckchenbeförderung dauert stets einige Tage länger.

Ab Herbst 1944 können diese Laufzeiten in Folge der überraschenden Frontveränderungen nicht mehr eingehalten werden.

Feldpostnummern

Die Feldpostnummern verschlüsseln die Anschrift der Truppen, denn es muss damit gerechnet werden, dass Feldpostsendungen in die Hände der Gegner fallen, aus der sie dann Truppenstandorte entnehmen könnten. Ortsfeste Einrichtungen in der Heimat (zum Beispiel Lazarette) erhalten keine Feldpostnummern und sind nur über offene Anschriften zu erreichen. Die Einheiten behalten ihre Nummern auch bei Standortwechseln. Die Versetzung eines Soldaten in eine andere Truppe bedeutet somit einen Wechsel der Feldpostnummer. Jede selbständige Einheit (Kompanie, Batterie) und jeder Verband (Bataillon, Abteilung) erhält eine eigene Nummer. Buchstaben (A, B, C ...) kennzeichnen nachgeordnete Einheiten, etwa einen Stab oder eine Kompanie innerhalb eines Bataillons (zum Beispiel: 12 345 B).

Zu Beginn des Krieges treten erhebliche Schwierigkeiten bei der Verwendung von Feldpostnummern auf, an die sich ein ganzes Volk gewöhnen muss. Auch die Organisation der Postweiterleitung und -verteilung, das An- und Ummelden von Feldpostnummern, die Anpassung an die Truppenverschiebungen, die Koordination der Logistik sind zunächst problematisch. Die Schwierigkeiten der Feldpost dauern bis nach der Einnahme Polens an. Immer wieder weisen Zeitungen auf die Angabe der richtigen Postnummer hin: "Stets die richtige Feldpostnummer! Tausende von Volksgenossen haben sich schon darüber geärgert, dass einmal ein Feldpostbrief von Ihnen sein Ziel nicht erreichte. Schuld war aber nicht die Feldpost, sondern die falsche Feldpostnummer, (...) So muss der Briefumschlag beschrieben werden:
Absender: Frau Müller, Altstadt, Hindenburgstr. 12
Feldpost
An Soldat
Müller
Feldpostnummer 34 576 (...)"

Während des Kriegsverlaufs nimmt die Anzahl von Feldpostnummern zu. 1939 sind 40.000 Feldpostnummern vergeben, Ende 1942 sind es 56.000, im April 1943 bereits 60.000. Im Februar 1944 wird die Zahl 64.000 erreicht. Bis heute aber sind nicht alle Nummern auch belegt. In der WASt, Berlin (Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht) liegen originale Feldpostübersichten, die 68.000 Feldpostnummern nachweisen. Im Verlauf des Krieges werden Feldpostnummern bei Auflösung einer Truppe neu vergeben, so dass eine Nummer bisweilen zwei- bis dreifach besetzt ist.

Die Feldpostnummern, die nur beim Einsatz außerhalb der Reichsgrenzen ausgegeben werden, sind den Kennnummern der Feldpostämter zugeteilt, die aber dem Absender in der Heimat nicht bekannt sind. So ist die Ortsbestimmung anhand der Feldpostnummer möglich. Die Kennnummern sind den einzelnen Postleitpunkten zugeordnet. Die Feldpostbeamten müssen also gemäß einer Feldpostübersicht nach den entsprechenden Kennnummern, die den Feldpostnummern zugeordnet sind, sortieren. Dieser Schlüssel ist als Staatsgeheimnis zu hüten. Er ist gesichert aufzubewahren und bei Gefahrenlagen sofort zu vernichten, damit der Aufenthalt der Truppen geheim bleibt. Die Verschlüsselung verändert sich in Folge der militärischen Bewegungen fortwährend. Ein Berichtigungsdienst (Feldpost-Büro des Reichspostministeriums in Berlin, später die Feldpoststelle des Reichspostministeriums in Frankfurt/Oder) aktualisiert sie laufend.

Organisation

Die Feldpost unterliegt wie im Ersten Weltkrieg postfachlich der Reichspost. Organisation und Einsatz werden von der Wehrmacht kommandiert. Am 24. August 1939 erhält der Präsident der Reichspostdirektion Köln, Karl Ziegler, den Gestellungsbefehl als Heeresfeldpostmeister. Mit diesem Datum beginnt die Existenz der deutschen Feldpost im Zweiten Weltkrieg. Ziegler gehört zum Stab des Generalquartiermeisters beim Oberkommando des Heeres. Im Wesentlichen koordiniert er die Weisungen des Generalquartiermeisters und die Anordnungen des Reichspostministeriums. Mit der Aufnahme des Feldpostdienstes tritt die Feldpostvorschrift in Kraft, die nicht vom Reichspostminister, sondern vom Oberbefehlshaber des Heeres herausgegeben wird. Sie ist also eine militärische Vorschrift. Dem Heeresfeldpostmeister unterstehen sämtliche Feldposteinheiten und -dienststellen. Insbesondere gilt es, die Feldpostübersicht ständig zu ergänzen und zu berichtigen, in ihr sind vor allem die Standorte der sich bewegenden Truppen verzeichnet.

Die Feldpost hat eine besondere Stellung innerhalb der Armee, da sie sowohl der zivilen Reichspost als auch der militärischen Organisation angehört. Sie ist in drei Hierarchien gegliedert:

  1. Ministerium - Heeresfeldpostmeister
  2. Reichspostdirektion (Bezirksebene) - Armeefeldpostmeister
  3. Amtsebene - Feldposteinheiten:

Die Dienststellen unterstehen einerseits militärisch den Kommandobehörden (dem Oberkommando des Heeres, den Armeeoberkommandos und den Divisionen), andererseits posttechnisch dem Reichspostministerium.

Die Armeefeldpostmeister sind bei einem Armeeoberkommando eingesetzt. Sie erhalten Weisungen von den Kommandos der Division oder Armeekorps, die je nach militärischen Erfordernissen den Einsatz anordnen. Die Dienststelle eines Armeefeldpostmeisters besteht im Allgemeinen aus 14 Beamten. Ihre gebietsmäßigen Zuständigkeiten ändern sich im Verlauf des Krieges je nach militärischer Lage. Im Osten wird mit Ausdehnung des Krieges, nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, ein Armeefeldpostmeister in Warschau eingesetzt. Er leitet die Armeefeldpostleitstellen, die Armeebriefstellen sowie die Feldpostämter im zuständigen Armeebereich.

Personal

Zu Kriegsbeginn tritt das gesamte Feldpostpersonal zur Wehrmacht über. Die Postbeamten in Wehrmachtsuniform werden von den Wehrmachtsdienststellen einberufen und sind gemäß Feldpostvorschrift Wehrmachtsbeamte auf Kriegsdauer. Die Waffenfarbe der Feldposteinheiten ist zitronengelb, auf den Schulterstücken ist eine Plakette mit den Buchstaben "FP" aus weißem Leichtmetall angebracht. Die Feldpostbeamten erhalten Soldbuch und Erkennungsmarke. Alle Fragen zu Einstellungen, Versetzungen, Kommandierungen, Ersatzgestellungen und Entlassungen aus dem Feldpostdienst werden vom Heeresfeldpostmeister bearbeitet. Zu Beginn des Krieges stehen 7.000 Mann im Dienste der Feldpost, im Laufe des Krieges erhöht sich die Zahl der Mitarbeiter auf 12.000. Hinzu kommen bei den großen Umschlagstellen Hilfskräfte aus der Landbevölkerung der besetzten Gebiete und Kriegsgefangene, die zu Verladearbeiten herangezogen werden. In den rückwärtigen Gebieten kommen auch Stabshelferinnen, vorwiegend für den Fernsprech- und Fernschreibverkehr, zum Einsatz.

Die gesamte Reichspost kämpft mit ständigem Personalmangel. Die Personallage verschlechtert sich bereits 1941 drastisch. Vor allem fehlt Fachpersonal. Unentwegt, insbesondere zu Beginn des Jahres 1942 (Niederlage vor Moskau im Winter 1941/42) und nach der deutschen Sommeroffensive in Südrussland 1942, werden vermehrt uk-Stellungen aufgehoben und jüngere, wehrfähige Kräfte der Reichspost zum Wehrdienst eingezogen. (Männer, die unabkömmlich, abgekürzt uk, gestellt sind, leisten keinen Dienst an der Waffe.) Die Leistungsfähigkeit der Postangestellten in der Heimat sinkt durch die starken Belastungen, der Krankheitsstand steigt. Es werden nun verstärkt Frauen als Ersatz für die Arbeit der Männer herangezogen. Von 1939 bis 1944 treten an die Stelle von rund 38.000 ausscheidenden männlichen Postfacharbeitern im Heimatgebiet rund 84.000 weibliche Kräfte, deren Gesamtzahl noch auf 266.720 steigt. In zunehmendem Maße werden auch ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt. Bei der Zuteilung von Arbeitskräften oder Kriegsgefangenen konkurriert die Post mit anderen Betrieben, vor allem der Rüstungsindustrie. Durch die Zuweisung von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen ist es der Post möglich, das steigende Postaufkommen zu bewältigen. Im Rahmen des "totalen Kriegseinsatzes" müssen dennoch im August 1944 erhebliche Einschränkungen der Deutschen Reichspost bekannt gegeben werden. So wird zum Beispiel die Versendung von Päckchen eingestellt, die Eil- und Sonntagszustellung aufgehoben, die Briefzustellung an Werktagen reduziert, Briefkastenleerungen eingeschränkt, Inlandstelegramme und telegrafische Postanweisungen gesperrt.

Übermittlungswege

Während des Krieges kommt es an einzelnen Frontabschnitten zu Einschränkungen oder Postsperren beim Feldpostverkehr. Der Umfang der zugelassenen Sendungen wird daher durch die Ausgabe von Zulassungsmarken an die Soldaten oder Gewichtsbeschränkungen für Sendungen kontingentiert.

Ab 21. September 1939 wird von der Deutschen Lufthansa (zunächst Berlin-Danzig-Königsberg) Post mitgeführt. Ein ziviler Luftdienst wird mit Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Italien, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien und später auch mit der Türkei aufgenommen. Ab 1940 werden die Schweiz, Spanien und Portugal in die Luftlinien einbezogen. Der Luftdienst wird stetig erweitert. Ab 1942 wird der Luftpostdienst verstärkt für Feldpost eingesetzt. Luftfeldpost wird dort eingerichtet, wo über Land keine Sendungen mehr transportiert werden können.

Die räumliche Ausdehnung des Krieges seit 1941 stellt an die Feldpost Anforderungen nach Verbesserung des Transportes. Im Frühjahr 1942 wird ein regelmäßiger Luftfeldpostdienst zur Ostfront eingerichtet, im Dezember 1942 mit Vichy-Frankreich: Eine schnelle Überwindung von großen, unwägbaren Entfernungen ist nur per Flugzeug möglich. Die Feldpostämter müssen sich jetzt in der Nähe eines Flugplatzes befinden. Luftfeldpostdienste sind bei Brest-Litovsk, in Tunis, auf den besetzten griechischen und italienischen Inseln in der Ägäis, in Kurland, Nordskandinavien (vom September 1943 bis Mai 1945) und im Ruhrkessel (ab April 1945) aufgestellt. Feldpost wird ferner über das nördliche Rovaniemi nach Norden über die 500 km lange Eismeerstraße, nach Osten mit der Eisenbahn und nach Südosten über eine Straße mit Nachschubfahrzeugen transportiert. Einzelne deutsche Verbände, die nicht im geschlossenen Frontverlauf operieren, können mit Hilfe der finnischen Feldpost versorgt werden. Hier bestehen Luftpostverbindungen, die durch Kurierflugzeuge oder Maschinen der Lufthansa auf der Fluglinie Berlin-Stockholm geflogen werden.

Im Mai 1942 wird für die im Südabschnitt an der Ostfront eingesetzten Einheiten der Wehrmacht der "Luftfeldpostdienst Osten" eingerichtet. Die Luftfeldpost, von feindlichen Jägern bedroht und ohne Funkverbindung, hat das Ziel eine schnellere Feldpostverbindung in beschränktem Umfange zu ermöglichen. Zur Beförderung durch Luftfeldpost werden zugelassen: private Briefe und Postkarten bis zum Höchstgewicht von 10 g sowie dienstliche Sendungen bis zum Höchstgewicht von 20 g. Ab Juni 1943 wird die Luftpost durch Luftpostmarken kontingentiert. Sendungen werden nun nur noch befördert, wenn sie mit einer solchen Marke versehen sind. Im Norden (Frontabschnitt: Murmansk, Kandalakscha, Uhtua) wird auch die Lufthansa ab September 1943 dafür eingesetzt, Luftpost mitzuführen.

Zu Beginn des Jahres 1943 erreichen die von der Feldpost zu versorgenden Gebiete ihre größte Ausdehnung. Deutsche Truppen stehen am Atlantik und an der Wolga, in Afrika und in Nordfinnland, so dass auch das Netz der Versorgungs-, Nachschub- und Kurierlinien enorm ausgeweitet werden muss.

Im Anschluss an den Luftfeldpostdienst für Griechenland und dem Balkan entwickelt sich nach dem deutschen Rückzug aus Griechenland ab Oktober 1944 bis Mai 1945 die so genannte Inselpost für die auf Kreta, Milos, Lesbos und den ehemaligen italienischen Dodekanes (mit Rhodos) zurückgelassenen deutschen Verbände. Die Versorgung der Ägäischen Inseln wird bis Mitte September 1944 durch den Armeepostmeister bei der Heeresgruppe E in Saloniki organisiert. Umschlagplätze sind zum Beispiel Athen und Eleusis. Der Bahntransport ist durch Angriffe von Partisanen stark gefährdet. Die Post wird kontingentiert: Briefe bis 20 g, keine Päckchen. Luftpostmarken werden in beschränktem Maße ausgegeben, da wenig Transportmaschinen zur Verfügung stehen. Feldflugplatz wird Malemes. Hier sind deutsche und italienische Feldpostbeamten eingesetzt. Der Luftfeldpostdienst muss ab Herbst 1944 aufgrund der sich verändernden militärischen Lage bereits wieder stark eingeschränkt werden.

Unter Umständen geht bei den Rückzugsbewegungen ein Amt verloren, zum Beispiel durch den Ausfall von Fahrzeugen bei der eisigen Kälte in der Sowjetunion oder mangels Kraftstoff. Es sind kaum Unterlagen zur Feldpost zur Zeit der Invasion (6.6.1944) und des Rückzuges in Frankreich überliefert, da gemäß Befehl alle Kriegstagebücher und die als geheim eingestuften Unterlagen vernichtet werden. Beim Rückzug bleiben auch sämtliche Fahrzeuge der Feldpost auf der Strecke einfach liegen.

Die Versorgung der Atlantikfestungen wird aus der Luft, per Schiff, teils per U-Boot betrieben. Nachschubgüter wie Feldpost werden in Abwurfbehältern von 250 kg und 1000 kg verpackt und über Festungsbereichen abgeworfen. Die Versorgungsflugzeuge der Atlantikfestungen können nur landen, wo Flugplätze vorhanden sind, zum Beispiel auf den Kanalinseln und auf der Festung St. Nazaire. Mitunter werden auch Wasserflugzeuge eingesetzt, die im Festungsbereich von La Rochelle wassern. Auch Kampfgeschwader übernehmen Versorgungsflüge.

Die Verbindung zu den eingeschlossenen Truppen ist auf den Ägäischen Inseln im Herbst 1944 sehr schlecht: Wenig Transportmaschinen stehen zur Verfügung. Maschinen stürzen zudem immer wieder aufgrund der Wetterbedingungen ab oder werden abgeschossen. Die Grundversorgung ist bereits so schwierig, dass die Feldpost zurückstehen muss. Daher wird für die eingeschlossenen Soldaten vom Oberkommando der Marine West ein Familien- und Kameradschaftsfunk eingerichtet: Die Marine-Nachrichtenabteilung Nord, Wilhelmshaven empfängt die Funksprüche aus Dünkirchen und von den Kanalinseln, die Marine-Nachrichtenkompanie Bernau bei Berlin bedient die Linie im Lorient und St. Nazaire, die Funkstation des Oberkommandos der Marine West bei Wiesbaden übernimmt die Funksprüche aus La Rochelle und der Gironde-Festung. Durch den Chef des Nachrichtenwesens des Oberkommandos des Heeres wird für die Inselbesatzungen ein "Kameradschaftsdienst Südost" als zusätzliche Nachrichtenübermittlung eingerichtet. Auf dem Funkwege können Grüße an Angehörige gesendet und auch empfangen werden. Fast ausschließlich nachts werden Kurzmitteilungen in verschlüsselter Form an die Angehörigen durchgegeben und von der Nachrichteneinheit in der Heimat in Kurztext übertragen, anschließend auf vorgedruckten Feldpostkarten in die Heimat weiterbefördert. In umgekehrter Richtung müssen die Angehörigen über den damaligen Reichssender Wien Kurznachrichten per Postkarte mitteilen und durchgeben lassen. Die Nachrichten werden auf den Inseln in den Soldatenzeitungen "Veste Kreta" und "Wacht auf Rhodos" veröffentlicht oder via Inselfunk übermittelt. Am 21. September werden bereits über 300.000 Nachrichten aus den Festungen an Angehörige verteilt. Die Texte sind normiert und mit einer Chiffrenummer codiert. Die Übermittlungswege sind lang (sie führen unter Umständen über andere Länder) und kompliziert (Ver- und Entschlüsselungen), so dass eine dialogische Kommunikation zwischen den Korrespondenzpartnern nicht entstehen kann. Lediglich Lebenszeichen können übermittelt werden. Die Funkverbindung funktioniert in jedem Fall bis 21.2.1945, das exakte Ende des Funkdienstes ist nicht datiert.

Die Ereignisse der Jahre 1944/45 auf den Kriegsschauplätzen im Osten, Süden und Westen treffen auch die Organisation der Feldpost mit ihrem Personal, das oft seit Beginn des Krieges eingesetzt ist. Das Rückzugstempo ist sehr hoch. In Ostpreußen können sich die Angehörigen des Feldpostamtes nicht mehr in Sicherheit bringen. Da der Eisenbahnverkehr überlastet ist, wird 1945 kaum mehr Post transportiert. Das Oberkommando der Wehrmacht verweigert der Feldpost weitere Fahrzeuge, viele Sendungen müssen liegen bleiben. In den letzten Monaten des Krieges wird die Verbindung zwischen den Feldpostmeistern zunehmend schwieriger bis unmöglich.

Die komplizierten Transportbedingungen der Nachschubgüter und somit auch der Feldpost erfordern besondere Maßnahmen: Der Armeefeldpostmeister Dr. Hill führt bei der 16. und 18. Armee 1945 noch den so genannten "Kurland-Schnellbrief" ein. Das Oberkommando des Heeres in Kurland beschließt eine beschränkte Feldpost-Beförderung. Neue Marken können aber nicht gedruckt werden. Daher werden die vorhandenen Marken, Karten und Faltbriefen verwendet. Die Arbeit im Feldpostamt Libau wird durch lettische Frauen getätigt. Die Briefe und Karten werden zunächst nur Verwundeten ausgehändigt, damit sie schnell eine Nachricht geben können. Später erhalten auch die Soldaten ein Mal pro Monat eine Karte.

Zur Übermittlung privater Nachrichten wird auch das Massenmedium Hörfunk. Am 1. Oktober 1939 beginnt das "Wunschkonzert für die Wehrmacht", das zunächst zweimal wöchentlich, dann sonntäglich über den Deutschlandsender ausgestrahlt wird. Das Programm besteht aus einer Mischung von Musik und Unterhaltung sowie der Übermittlung privater Nachrichten, die die Verbindung zwischen Front und Familie herstellt, zum Beispiel durch die Meldung von Geburten. Die Sendung beginnt mit Musikwünschen der Soldaten oder ihrer Angehörigen, es folgt die Übermittlung von Grüßen von oder an sie. Im Verlauf der Sendung wird stets zu Geld- und Sachspenden aufgerufen (viele Spender werden namentlich genannt), dann folgt eine Musikmischung aus Klassik, Schlagern und Märschen. Der größte Teil der Ansagen sind in Reimform abgefasst. rund 50 Prozent der Bevölkerung verfolgt die äußerst populäre Sendung. Die letzte Sendung wird am 25. Mai 1941 ausgestrahlt.

Im "Wunschkonzert" wird das Lied "Lili Marleen" gespielt. Bekannt wird es aber erst durch den "Soldatensender Belgrad", Die allabendlichen Schlussmusik ist dieses unheroische Lied, das sich nicht der üblichen Durchhalte- und Kriegspropaganda anschließt. Seine Popularität bewahrt es vor einem Verbot im Deutschen Reich. Auch die Sendung "Der tönende Feldpostbrief", die vom Belgrader Sender ausgestrahlt wird, besteht zum Großteil aus Musikbeiträgen.

Die Feldpost insgesamt funktioniert bis Ende des Krieges. Das gesamte Feldpostaufkommen für die Dauer des Krieges wird auf 30 bis 40 Milliarden Sendungen geschätzt.