Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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Feldpostsammlung

Das Projekt "Die Handschrift des Krieges"

Raum des Feldpost-Archiv im Museum für Kommunikation Berlin

Das Projekt umfasst
a) die Sammlung von Feldpostbriefen und -dokumenten und
b) die Katalogisierung des Materials mit neuen computergestützten Techniken aus der Medienwissenschaft zunächst unter formalen Gesichtspunkten.
Erstmals soll eine Definition eines seit 20 Jahren verwendeten Untersuchungsbegriffs als formale Einheit erarbeitet werden und Aufschluss über tatsächliche Kommunikationswege von Briefen während des Zweiten Weltkrieges geben. Bereits vorhandene Bestände werden um wertvolles Quellenmaterial erweitert.

Quellenlage. Die Bestände von Feldpostbriefen steht in einem verschwindenden Verhältnis zum gesamten Postaufkommen während des Zweiten Weltkrieges, so dass der derzeit in den Archiven vorhandene Bestand lediglich einen minimalen Bruchteil ausmacht. Daran wird bereits deutlich, dass auch die Auswertung dieses Materials lediglich exemplarisch und als nicht repräsentativ angesehen werden muss, was ja auch das hauptsächliche Argument gegen die Feldpostforschung ist. Darüber hinaus sind die Dokumente auf die gesamte Bundesrepublik verstreut und nicht zentral dokumentiert.

Sicherstellung von Material. Bedenkt man, dass täglich "alte Briefe" achtlos vernichtet werden und bereits vernichtet worden sind, wird klar, dass sich der Quellenbestand täglich dezimiert. In Anbetracht der Tatsache, dass die Stimme der Kriegsgeneration erstirbt, sind nun die hinterlassenen Briefe die einzigen Zeugnisse, die den O-Ton jener Zeit wiedergeben. Die Briefe sind damit wichtige, unersetzliche Dokumente anhand derer nicht nur die Ereignisse des Krieges, sondern dessen subjektive Wahrnehmung direkt nachgezeichnet werden kann. Daher ist es höchste Zeit, das Bestandsvolumen der Archive um noch vorhandene Briefe aus den Privathaushalten zu ergänzen, sie zentral zu erfassen und der Forschung zugänglich zu machen. Die Vernichtung von noch vorhandenen Dokumenten muss verhindert werden; noch vorhandenes, wertvolles Quellenmaterial sollte für die moderne Geschichtsforschung gerettet werden.

Spektrum. Da es sich bei privater Korrespondenz um individuelle Dokumente handelt, vergrößert sich mit steigender Quantität des Materials auch seine Bandbreite. Denn kein Brief ist wie der andere. Dies bedeutet, dass bei größerer Mannigfaltigkeit auch die Ergebnisse von Auswertungen differenziertere Aussagen zulassen. Mit zunehmender Vielfalt steigt somit die Qualität der Quelle. Gerade in Bezug auf längere Briefserien bestehen enorme Defizite bei den archivierten Beständen. Die klägliche Bestandslage und deren manuelle Auswertung führt dazu, dass für Untersuchungen das Material vorab gezielt eine inhaltlich Vorauswahl erfährt, die dann zwangsläufig zu einseitigen Ergebnissen führen muss. Nach dem Konstruktivistischen Modell aus der Medienwissenschaft bestimmt nicht die absolute Qualität der Stimuli die Wirkung von (Massen-)Kommunikation, sondern die auf sie angewendete selektive Wahrnehmung, da die Realität subjektiv konstruiert wird. Unter diesem Aspekt ist eine große Menge unterschiedlichster Briefserien für eine spätere Auswertung notwendig, um die subjektiv konstruierte Wirklichkeit der Kriegsgeneration zu erfahren.

Arbeitstechnik. Eine Katalogisierung kann nur durchgeführt werden, wenn das Quellenmaterial am PC-Standort vorliegt, da die Dokumente gescannt und alle Angaben zunächst anhand neuer computergestützer Technik herausgearbeitet werden sollen. Hinzu kommt, dass für eine spätere inhaltliche Auswertung gerade Briefserien größeren Umfangs geeignet sind, in denen Einstellungen und Einstellungsänderungen nachvollziehbar sind. Da die Kriegsgeneration immer weniger als Zeuge befragt werden kann, ist man auf ein großes Spektrum ihrer Dokumente angewiesen, um deren Inhalte in den Zusammenhang unserer Fragen stellen zu können. Die Briefe werden später qualitativ und quantitativ inhaltsanalytisch ausgewertet werden. Die gescannten Dokumente stehen damit der weiteren Forschung ortsunabhängig in einer bislang nicht dagewesenen Qualität zur Verfügung.

Formale Katalogisierung. Das Material wird zunächst formal katalogisiert. Denn bislang ist der genaue Untersuchungsgegenstand beziehungsweise die -einheit noch nicht determiniert worden. In der Forschung werden die Dokumente bislang unter dem nicht näher definierten Begriff "Feldpost" zusammengefasst. Anhand des Quellenmaterials würden erstmals formale Merkmale in das Sichtfeld der Betrachtung von Feldpost gebracht werden, um den Forschungsgegenstand einmal wissenschaftlich exakt zu formulieren. Untergliederungen wären z.B. Offizierspost, Heimatpost, Heerespost, Kriegsgefangenenpost, Straf-, Konzentrationslagerpost, Post aus Strafanstalten, Strafbataillonen aber auch Briefe, Karten, Telegramme, Päckchen mit all ihren formalen Varianten, die unterschiedlichen Bestimmungen und Einschränkungen unterlagen. Anhand der formalen Analyse könnten z.B. auch Postwege nachgezeichnet werden und damit erstmals die tatsächlichen Kommunikationswege und -frequenzen ermittelt werden. Hinzu käme die detaillierte Katalogisierung von Anlagen der Briefe, die ihrerseits Anlass umfangreicher Korrespondenz zwischen dem Oberkommando des Heeres, dem Reichsfinanzministerium, dem Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft und den Zollämtern wegen Schwarzmarkthandel, Zoll- und Devisenvergehen, Plünderungen oder "Hamsterkäufen" waren. Damit geht es auch um die Untergrabung der Ausbeutung der Okkupationsgebiete. Die Betrachtung formaler Aspekte gibt ebenfalls Aufschluss über den Einsatz der Kommunikation als Druckmittel z.B. durch Zensur und vielfältige Einschränkungen in Lagern oder Strafanstalten, aber auch als Widersetzung gegen Vorschriften etwa durch Codierung des Inhalts. Die Übermittlungszeit oder das Verhältnis zwischen Adressant und Adressat stellt ein weiteres wichtiges Merkmal für die Qualität des Kommunikationsprozesses dar. Das Feldpostaufkommen könnte in diesen Kategorien quantitativ neu bewertet werden. Schließlich stellt die äußere Struktur eines Briefes einen wesentlichen Teil der Zeichenstruktur der schriftlichen Kommunikation dar.

Später soll das Material im Rahmen von Forschungsprojekten auch inhaltlich ausgewertet werden. Besuchen Sie hierzu unsere Seite [Werkstatt].

Falls Sie uns Dokumente überlassen möchten, erfahren Sie unter [Datenbank], wie Sie uns helfen können.